Nein, die gibt es nicht. Jedenfalls sind sie nicht sicher überliefert. Allerdings ist es auffällig, dass Maria Magdalena in den Evangelien nie über einen Mann definiert wird und eine sehr selbständige Stellung innehatte. Außerdem lebte sie in großer Nähe zu Jesus. Dass sie wohlhabend, gebildet und unverheiratet war, liegt nicht ganz im Bereich des Unwahrscheinlichen. Dazu gesellt sich ein Zweites: Zu den Vorzügen des Judentums im Vergleich mit dem Katholizismus gehört die Tatsache, dass seine Geistlichkeit, die Rabbiner, verheiratet sein sollten, damit sie aus der Erfahrung eines Alltags, in den die Sexualität auf natürliche Weise integriert ist, die Schriften auslegen. Jesus wird in den Evangelien oft mit Rabbi oder Rabbuni angesprochen. Dass er eine Frau an seiner Seite hatte, möglicherweise sogar Maria Magdalena, liegt durchaus im Bereich des Möglichen.
Für Geschichtswissenschaftler und Mediziner, die sich in der Vergangenheit kritisch mit dem Leben des historischen Jesus auseinandergesetzt haben, ergeben sich zu der Frage, ob Jesus von Nazareth am Kreuz gestorben ist oder nicht, einige Ungereimtheiten:
Denkt man alle Aspekte rund um die Kreuzigung zu Ende und zieht historisches und medizinisches Wissen hinzu, kann man durchaus zu folgendem Ergebnis kommen: Jesus von Nazareth hat die Kreuzigung mit großer Wahrscheinlichkeit überlebt. Die Erfahrungen der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts haben zudem gezeigt, dass Menschen weitaus schwerere Verwundungen überleben können, als sie ein Gekreuzigter erfährt.
An dieser Stelle kommt auch die Sprache ins Spiel. Bis heute ist von „Tod“ und „Auferstehung“ des Jesus von Nazareth die Rede. Doch Überleben ist etwas anderes als Sterben und Wiederauferstehen. Im Übrigen täte es Jesu Botschaft und ihrem hohen Wert für das menschlichen Zusammenleben gar keinen Abbruch, wenn er die Kreuzigung überlebt hätte und gar nicht gestorben wäre.
Dass noch im 21. Jahrhundert ausgewiesene Fachleute, in diesem Fall erfahrene Gerichtsmediziner, einen Menschen fälschlicherweise für tot halten können, zeigt ein Bericht, der am 17. September 2007 in der Süddeutschen Zeitung zu lesen war:
„Toter“ wacht auf dem Seziertisch auf
Caracas – Ein für tot erklärter Mann in Venezuela ist einem Zeitungsbericht zufolge auf dem Seziertisch wieder aufgewacht, als ein Gerichtsmediziner mit der „Leichenöffnung“ begann. „Ich bin wach geworden, weil der Schmerz unerträglich war“, sagte der 33-jährige Carlos Camejo nach einem Bericht der Zeitung El Universal. Zu dem Moment hätten auch die Gerichtsmediziner erkannt, dass etwas nicht stimme, denn aus dem Schnitt im Gesicht sei Blut gequollen. Daraufhin hätten sie versucht, die Wunde wieder zu verschließen. Camejos Frau, die im Leichenschauhaus zur Identifizierung der Leiche eintraf, sah dem Bericht zufolge, wie ihr Mann auf den Korridor geschoben wurde – und lebte. — Reuters
Die Ablehnung der Beschneidung durch Jeschua stammt nicht von mir. Ich habe an manchen Stellen der Erzählung einige zentrale Logien aus dem Thomasevangelium eingeflochten. Dieses Evangelium ist nicht wesentlich jünger als die kanonischen Evangelien, datiert wird es um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. (oder sogar früher), wird aber von der Kirche nicht anerkannt, weil darin weder die Rede von Wundern ist noch von einer Auferstehung. Der Jesus des Thomasevangeliums ist vielmehr von einer ungeheueren und für das zweite Jahrhundert absolut erstaunlichen Modernität! Ich bin bei der Lektüre dieses Textes, der ja erst 1945 bei Nag Hammadi in Ägypten durch einen Zufall entdeckt worden ist, sehr überrascht gewesen. So heißt es im Vers 53 wortwörtlich: „Seine Schüler sprachen zu ihm: „Nützt die Beschneidung wirklich (etwas)?“ Er sprach zu ihnen: „Wenn sie (etwas) nützte, dann würde deren Vater sie beschnitten von ihren Müttern zeugen. Vielmehr ist die wahre Beschneidung im Geiste total nutzbringend geworden.““ Dieses Logion 53 hat mich gehörig ins Nachdenken gebracht – auch und vor allem auf dem Hintergrund der Erkenntnisse des tschechisch-amerikanischen Psychiaters Stanislav Grof. In einem seiner Werke („Die Psychologie der Zukunft – Erfahrungen der modernen Bewusstseinsforschung“) beschreibt Grof die perinatalen Ebenen des Unbewussten und unterscheidet zwischen einer ersten, zweiten, dritten und vierten perinatalen Matrix. Eine Beschneidung acht Tage nach der Geburt würde, folgt man Grof, eine tiefgreifende postnatale Traumatisierung bewirken, zu der – weil ein Säugling noch keine rationalen Verarbeitungsmöglichkeiten besitzt – ein betroffener Junge als Erwachsener kaum noch einen emotionalen Zugang bekommen kann, um diese Verletzung zu verarbeiten. Sie bleibt also unverarbeitet und kann (aber muss nicht) zu bestimmten seelischen Verhaltensmustern führen.
In die Entwicklung meiner im Buch geäußerten Hypothese (und mehr ist es natürlich nicht), dass die Juden – auch – deshalb schwächer als die Römer waren, weil sie als Säuglinge beschnitten wurden, sind folgende Gedanken und Überlegungen eingeflossen:
Ist es denkbar, dass die Frühtraumatisierung von Jungen später kompensiert wird durch eine besondere Gewaltbereitschaft, so als wolle sich das beschnittene Kind an der Umwelt rächen, die ihm eine unumkehrbare Verletzung an seinem sensibelsten Körperteil zugefügt hat? Das ist eine weit in die Tiefenpsychologie gehende Frage, der allerdings Psychologen, Politiker und gesetzgebende Organe sehr viel mehr Aufmerksamkeit schenken müssten.
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ISBN 978-3-9815426-1-5
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